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Presse

Bleiberecht und Abrissbirne
Auf dem einstigen Kasernengelände in Nohra-Süd leisten Bagger jetzt ganze Arbeit
So still es viele Jahre um das zwischen den Bäumen des "Osterholzes" versteckte KasernengeländeNohra Süd war, so kraftvoll gehen dort jetzt die Abrissbagger ans Werk. Das nahezu 70 Jahre lang ausschließlich für militärische Zwecke genutzte Areal soll der Natur zurückgegeben werden.
NOHRA.
Schon einmal hatten Abrissbagger auf dem Kasernengelände in Nohra-Süd ordentlich zu tun. Damals wurden neben Fahrzeughallen und alten Ställen auch zu DDR-Zeiten errichteten Plattenbauten "platt" gemacht.
Seit Wochen nun geht es auch der ältesten Bausubstanz zu Leibe, von der keiner so ganz genau weiß, wie alt sie wirklich ist. Denn Bauunterlagen für die vermutlich zwischen 1935 und 1938 erbaute Kaserne, die von 1946 bis 1992 den Stab und Truppenteile der 8. russischen Gardearmee beherbergte, gibt es nicht. Sie sind nirgendwo mehr aufzufinden, weiß Projektleiter Jürgen Liehr von der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG). Trotz intensiver und über ein Jahrzehnt andauernder Bemühungen war es ihr nicht gelungen, einen ernsthaften Interessenten für eine Nachnutzung der insgesamt über 40 Hektar großen Liegenschaft zu finden.
Einzig die Lenin-Statue war zwischenzeitlich gefragt. Obwohl sie seit dem Abzug der Militärs sichtbar gelitten hat, ist ihr ein Bleiberecht zugesichert. Denn, so gibt Jürgen Liehr die Haltung der LEG wieder, mit dem Abriss und der Rückgabe des Areals an Mutter Natur soll nicht gänzlich Gras über die wechselvolle Geschichte dieses Ortes wachsen. Der Lenin scheint als Erinnerung offenbar ebenso geeignet wie die beiden Torhäuser am Haupteingang an der von Pappeln gesäumten Pflasterstraße, die noch original aus der Bauzeit der Kasernen erhalten ist. Um die Aufarbeitung und Bewahrung dieses Kapitels deutscher Geschichte, deren Teil auch Nohras Ortshistorie ist, bemüht sich ein eigens dafür gegründeter Verein. Und die LEG selbst hat vor dem Abriss, der in drei Bauabschnitten erfolgt und Ende 2009/Anfang 2010 geschafft sein soll, einen stattlichen fünfstelligen Betrag für eine umfassende Dokumentation der Gesamtanlage mit ihren damals noch 39 Gebäude ausgegeben.
In die winterliche Stille mischt sich derzeit an mehreren Gebäuden gleichzeitig das Dröhnen der Bagger. Die Greifzangen haben weder am einstigen Casino noch an dessen rechtem Nachbarn Mühe mit den aus Ziegelstein errichteten Mauern. Ebenso zielsicher greifen die mächtigen Zangen nach Fenstergittern und Bewehrungsstahl. Noch vor dem Abriss waren Fenster und Türen ausgebaut worden, auch Parkett und anderer Fußbodenbelag. Aus verschiedenen Türgewänden wurde roter Sandstein geborgen. "Das gesamte Abrissmaterial muss ordentlich separiert und fachgerecht entsorgt werden", betont der Projektleiter. Ein Teil des Bauschuttes soll indes vor Ort eine Wiederverwendung finden: Mit ihm werden die Keller der abgerissenen Gebäude verfüllt. Allerdings wandern Ziegel und Betonteile zuvor durch eine Brecheranlage.
Rund 2,1 Millionen Euro sind aktuell für den Abriss, den Rückbau von Beton und die Renaturierung des in den Flurkarten als "Osterholz" ausgewiesenen Geländes veranschlagt. Der Löwenanteil dieser Summe kommt aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Den Rest stellt das Land aus einem Sondervermögen bereit.
Sabine SCHMIDT

Bildunterschriften:
ES STIEBT UND STAUBT: Hier geht es dem einstigen Casino an den Kragen. Gleich daneben steht auch das einstige Gästehaus zum Abriss bereit.

VERLASSEN UND VERFALLEN: Lenin hat in Nohra Süd fast alles von seinem einstigen Glanz verloren. Nach über 15 Jahren Leerstand gilt das ebenso für die Gebäude, die jetzt noch stehen. Darunter findet sich auch das Kulturhaus mit seinem Saal.
Quelle: Thüringer Allgemeine vom 26.11.2008 | Tags: Abriss, LEG1937 Mal gelesen seit 03.03.2013