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Die Einrichtung des mitteldeutschen Luftverkehrs
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Die Einrichtung des mitteldeutschen Luftverkehrs
Die Einrichtung des mitteldeutschen Luftverkehrs
Die Pläne der Junkers-Gesellschaft.
Die Junkers-Luftverkehrs-A.-G., Sitz Dessau, hat die großen Linien Nord-Süd und Ost-West mit Haltepunkt Erfurt seit Mai dieses Jahres eingerichtet und hat jetzt die Absicht, einen Luftverkehr Mitteldeutschlands, bestehend zunächst aus dem Freistaat Thüringen und dem Regierungsbezirk Erfurt, einzurichten, und zwar mit dem Sitze in Weimar. Dieser Verkehr würde zunächst Anschluß an den bereits vorhandenen Luftverkehr haben und außerdem an den sogenannten Ringelverkehr innerhalb der Städte Thüringens und des Regierungsbezirkes Erfurt Anschluß erhalten. Dieser Luftverkehr Mitteldeutschlands soll möglichst
zu Beginn des nächsten Jahres
eingerichtet sein. Die A.-G. hat sich nun wegen der Vorberatungen und zahlreichen Vorbereitungen an die in Frage kommenden Gemeinden gewandt. Es ist notwendig, dß die Städte Thüringens, die ein Interesse am Luftverkehr haben, sich baldmöglichst entscheiden, ob und in welcher Weise sie vom nächsten Jahre ab am Luftverkehr teilnehmen wollen, und daß sie prüfen, bis zu welcher Höhe eine Unterstützung des Unternehmens in Frage kommen kann. Eine große Voraussetzung für eine Stadt, die am Luftverkehr teilnehmen will, ist, daß sie einen Flugplatz besitzt bezw. beschafft.

Diese Mitteilund der Junkers-A.-G. Dessau zeigt, daß die Angelegenheit des Thüringer Luftverkehrs sich bereits im schönsten Fluß befindet. Hauptsächliches Erfordernis ist es nun , daß die Gemeinden sofort geeignete Schritte unternehmen, die ihnen den Anschluß an das thüringische Luftverkehrsnetz sichern. Vor allem sollte Gera nicht zögern, die Arbeiten zur Schaffung eines Geraer Flughafens derart zu beschleunigen, daß unsere ostthüringische Industrie- und Handelsmetropole schon bei Eröffnung der thüringischen Luftverkehrslinien als Station erster Klasse in die Erscheinung treten und damit den Platz im mitteldeutschen Luftkursbuch erhalten kann, der ihrer Bedeutung und Größe entspricht. Gerade die trübnen Erfahrungen, die Gera bei der Verbesserung seiner Eisenbahnverbindungen lange Jahre hindurch zum Schaden seines Wirtschaftslebens machen mußte - erst in jüngster Zeit konnten in mühsamer Arbeit schrittweise Fortschritte erzielt werden - müssen eine Mahnung sein, sich so energisch wie möglich für die Schaffung guter Verkehrsflugpläne einzusetzen.
Das Flugzeug ist zweifellos der Verkehrsträger der Zukunft!
Bereit sein ist alles - die Einwohnerschaft kann deshalb mit Fug und Recht verlangen, daß hier gleich einmal ganze Arbeit geleistet und an die Lösung dieser für die zukünftige Entwicklung Geras hoch bedeutsamen Frage von vornherein mit der benötigten Großzügigkeit und dem erforderlichen Weitblick herangegangen wird. Was man von der Minute ausgeschlagen, gibt keine Ewigkeit zurück!
Daß die außerordentliche Bedeutung des Luftverkehrs immer mehr erkannt wird, zeigen die folgenden aus Gotha und Meinigen vorliegenden Meldungen, die gleichzeitig den scharfen um der Sache willen erfreulichen Wettbewerb beweisen, der zwischen den thüringischen Städten in dieser Frage eingesetzt hat. Sieger wird nur die Stadt bleiben, die nach dem Sprichwort: "Frisch gewagt, ist halb gewonnen" handelt und zuerst Taten aufweisen kann. An den maßgebenden hiesigen Stellen liegt es, zu verhindern, daß Geras Name, wie schon bei anderen Gelegenheiten auch diesmal wieder unter der Überschrift "Ferner liefen . . ." zu finden sein wird.
Auch Meinigen will Zentralflughafen werden.
In der jüngsten Meininger Gemeinderatssitzung wurde über die "Schaffung eines Flugplatzes" eingehend beraten. Oberbürgermeister Heßler äußerte bei der Beratung, daß man heute an die Fliegerei herangehen muß, sonst sei man für alle Zeiten verloren. Er dankte der Luftfahrtvereinigung Meinigen für die vorbildlichen Vorarbeiten, die sie in dieser Angelegenheit geleistet hat. Weiter berichtet er über eine Sitzung in Weimar, bei der sieben Vertreter zugegen waren, und in der es sich darum handelte, Weimar als Hauptflugplatz in Thüringen zu wählen. Es herrschte ein scharfer Wettstreit zwischen Erfurt, Weimar, Gera und neuerdings Jena. Der Oberbürgermeister trat für Meinigen ein und forderte, daß die Linie Hamburg-München über Meinigen führen sollte. Weiter ließe die Nähe des Segelfluggebietes auf der Wasserkuppe die Herrichtung eines Flughafens geboten erscheinen.
Wer einen Flugplatz haben, der habe die Zukunft.
Nach einer lebhaften Aussprache ergab die Abstimmung einstimmig Annahme des Vorschlages, städtisches Gelände zum Bau eines Flughafens zur Verfügung zu stellen. Auch wurde beschlossen, eine Eingabe an das Ministerium betr. Einrichtung der Nord-Südlinie über Meinigen zu richten.
Gotha schafft sich einen Flugplatz.
Der Gothaer Stadtrat beschäftigte sich mit der Einbeziehung Gothas in den Flugverkehr. Die Platzfrage selbst ist in Gotha ziemlich leicht zu lösen; in Frage kommt der ehemalige Militärflugplatz an der Kinderleberstraße, der zwar dem Reiche gehört, aber an die Stadt für längere zeit verpachtet ist, und ein Gelände auf dem Vorberg. Dieses liegt allerdings ziemlich weit von der Stadt entfernt, ist aber durch Kraftverkehr erreichbar; der ehemalige Militärflugplatz dagegen ist als landwirtschaftliches Gelände aufgeteilt. Trotzdem besteht in Gotha große Neigung, diesen günstig gelegenen Flugplatz wieder auszubauen. Der Ausbau des Platzes erfordert nach einer vorläufigen Berechnung 30 000 M, eine Summe, deren Bereitstellung aus städtischen Mitteln nach Ausfrage der Verwaltung unmöglich ist. Man glaubt allerdings, die interessierten Kreise an den Kosten beteiligen zu können. Ein Ausschuß soll nun über das schwierige Problem, wie man einen Flughafen ohne Geld bauen kann, weiter nachdenken. Im übrigen glaubt man, daß eine Stadt wie Gotha auch selbst noch 30 000 M. aufbringen kann, zumal dann, wenn es sich um eine nutzbringende Kapitalanlage handelt.
Der edle Wettstreit um die Vorherrschaft.
Die "Telegraphen-Union" in Weimar beurteilt die augenblickliche Sachlage in der Frage der Hegemonie im Thüringer Luftverkehr wie folgt:
Nach den bis jetzt vorliegenden Meldungen scheinen Gera, Jena und Meinigen diejenigen "Hauptstädte" zu sein, die sich mit Ernst um die Flughafenstelle in Thüringen und damit um die verhältnismäßig noch brach liegende Luftfahrt in Mitteldeutschland bemühen. Ob Weimar noch in Frage kommt, ist äußerst fraglich, denn die Landeshauptstadt hat es bis jetzt noch an den hierzu nötigen Vorarbeiten fehlen lassen. Aus dem Wettkampf der Städte ist die hohe Bedeutung, die der Flugverkehr hat, deutlich zu erkennen. Nunmehr hat die Regierung die Pflicht, sich unbedingt um die Gründung einer Mitteldeutschen Luftverkehrsgesellschaft zu bemühen. Diese könnte durch eine rasche Lösung der Frage eines Zentralflughafens nur Vorteile ernten und somit das Land Thüringen dem Luftverkehr erschließen.
Quelle: Jenaer Zeitung (historisch) vom 29.08.1925488 Mal gelesen seit 19.11.2023