Flugplatzfest im August Vor 93 Jahren begann die wechselvolle Geschichte des Flugplatzes Nohra - Verein will Museum errichten
NOHRA.
Es ist nichts zu hören - außer den in den Baumgruppen sitzenden Vögeln. Der Wind rauscht und es scheint in dieser Idylle zwischen Nohra und Ulla kaum vorstellbar, dass dies bis vor 18 Jahren der größte sowjetische Flugplatz für Militärhubschrauber in der DDR gewesen ist.
210 Hektar ist das Gelände groß, auf dem nur wenig an die Aktivitäten erinnert, die bis 1992 dort stattgefunden haben. Die wechselvolle Geschichte des Flugplatzes Nohra begann bereits vor 93 Jahren, als er für militärische Fliegertruppen angelegt wurde. In den folgenden Jahrzehnten wurde er weiterhin fast ausschließlich für militärische Zwecke genutzt, zunächst ganz besonders von den Nationalsozialisten. Am Ende des zweiten Weltkrieges im Jahre 1945 hatte die 9. Airforce der US-Armee auf dem Areal in Nohra für wenige Wochen eine Einheit zur Luftüberwachung stationiert. Wenige Jahre später von 1956 bis kurz nach der politischen Wende standen dort permanent mehr als 70 Kampf- und Transporthubschrauber der Sowjetarmee einsatzbereit unter anderem der größte und schwerste in Serie gebaute Hubschrauber der Welt, der Mi 26.
Als die russischen Truppen abzogen, wurde auf dem Flugplatz und dem gesamten zugehörigen Kasernengelände vor allem rückgebaut und eingeebnet. Seitdem liegt der Flugplatz Nohra mehr oder weniger im Dornröschenschlaf. Dass einst reges Treiben herrschte, davon zeugen noch der verlassene alte Hangar und die typischen Bodenplatten aus Beton, die jedoch an einer Wiese enden und scheinbar ins Nichts führen.
Auch wenn die materiellen Überreste abgetragen worden sind, so gehört der Flugplatz Nohra zur Historie der Region. Damit mit der Bausubstanz die Geschichte und damit verknüpfte Geschichten nicht verschwinden, kümmern sich die Mitglieder des Verein Flugplatz Nohra e.V. um deren Aufarbeltung. 14 geschichtsbegeisterte junge Leute tragen aus verschiedenen Quellen Material zusammen, um die Erinnerung an die Anlage wach zu halten. Sie stöbern im Weimarer Stadt- und Hauptstaatsarchiv und halten Kontakt zu ehemaligen Soldaten der Sowjetarmee, die auf dem Gelände stationiert waren. Wertvolle Fakten und Erlebnisse die nicht in Büchern stehen, sind die Puzzlesteine zur Geschichte. Das langfristige Ziel der Vereinsmitglieder, dem sie mit Unterstützung von Sponsoren Schritt für Schritt näher kommen, ist die Einrichtung eines Museums zum Flugplatz.
Auf die Ergebnisse der Nachforschungen des Vereins greifen inzwischen Schüler, Studenten, FilmproduktiOnSfirmen zurück, entweder zur Recherche für Vorträge oder zu Dokumentationen. Das Flugplatzfest, das August 2010 wieder in Ulla stattfindet, unterstützt der Verein mit einer Ausstellung zur Flugplatzgeschichte und mit Führungen über das Gelände. Zum zweiten Mal nach 2008 findet das Fest unter dem Motto "Wir fliegen auf Ulla - fliegen Sie mit!" statt. Festveranstaltungen sowie kleine und große Attraktionen rund ums Fliegen erwarten die Gäste und manche von ihnen reisen sogar mit dem eigenen Flugzeug an und erwecken das Gelände für ein Wochenende zu neuem Leben.
Von Kerstin Herrn
Flugplatzfest Ulla
- 20. bis 22. August 2010 auf der Festwiese von Ulla
- Veranstalter: Ortsverein Ulla
- Spezielle Programmpunkte zum Flugplatzfest:
Fallschirmsprünge, Ballonfahrten, Ballonglühen,
Rundflüge, Flugplatzführungen
und eine Ausstellung zur
Flugplatz-Geschichte.
- Infos unter www.ortsverein-ulla .de
Bildunterschriften:
Fast vier jahrzehnte nutzten die Truppen der 8. Gardearmee der Sowjetunion den Flugplatz. Die größte sowjetische Hubschrauberstaffel war bis Anfang der 1990-er Jahre In Nohra stationiert. Foto: privat
Hangar im Dornröschenschlaf. Das Gebäude ist eines der letzten sichtbaren Zeugnisse auf dem ehemaligen Flugplatz Nohra. Die Natur erobert sich das Flugplatzgelände zurück. Foto: Kerstin Herrn