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Presse

Ein Sandkorn kann bewegen
Mit der Abrissbirne kam auch neuer Schwung aufs Kasernenareal
Nohra (AA/tg).
Manchmal bringt ein Sandkorn eine Lawine in Bewegung. Da denkt man, nach 16 Jahre Tiefschlaf wird sich nichts meh tun, am alten Kasernengelände in Nohra. Die Jahre nagten an der Substanz, Plünderungen, Vandalismus hinterließen Narben und die Natur, der Wildwuchs holt sich sein Terrain zurrück. Nur noch eine Frage der Zeit bis alles zerfallen ist.
Kaum jemand scheint sich um das Schicksal zu scheren. Es gibt Geschichtsinteressierte, die recherchieren, sammeln, sich im Internet austauschen. Doch es sind individuelle Einzelkämpfer. Es gibt utopische Ideen, Gerüchte, potentielle Investoren. Doch eine ernsthaft genommene Front zum Erhalt marschiert nicht auf - lange Zeit nicht.
Und als längst eine Abrissfirma beauftragt wurde (AA berichtete am 28. August) und heimlich alle Urteile, laut Gerücht sogar : inklusive Leeren der Denkmalliste mit dem Kasino, gefällt schienen, kommt Bewegung in das Szenario durch den AA-Artikel vom 27. August.
Mehr als nur Hoffnung keimt. Es meldeten sich Zeitzeugen und im Internet kam Bewegung in die Geschichtsforen. Und es gab Gesprächsrunden bei Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) und dem Nohraer Bürgermeister. Erstaunlich was alles geschah, wie man einlenkte in so kurzer Zeit. Die Kämpfer zur Rettung historischen Guts fanden zusammen, gestärkt und gingen in die Offensive. Es war wohl die letzte Chance!
Am vergangenen Samstag wurde der Verein Flugplatz Nohra e.V. gegründet. Dessen Zweck: ...ist die Aufarbeitung und die umfassende und objektive Dokumentation der Geschichte des Flugplatzes Nohra mit all seinen dazugehörigen Anlagen und Einrichtungen, als Teile der deutschen Geschichte.
Dazu gibt es konkrete Vorstellungen, Ideen, Konzepte. Und die LEG reagiert sehr positiv. Das war im Vorfeld anders. Im Forum schildern die Aktivisten ihre Enttäuschungen über Hinhaltetaktiken bis zum Nicht-Reagieren des landeseigenen Unternehmens. Und das über einen langen Zeitraum. Nun gut, Geschichte. Nach anfänglichen Schwierigkeiten und langen Pausen kam endlich ein Kontakt zustande. Nun gilt es nach vorn zu blicken und so viel, wie möglich zu retten.
Die Geschichte des Areals vom Kaiser- bis Sowjetzeit, Ausstellungsstücke, Dokumentationen... könnten dann einst im ehemaligen (linken) Wachhaus, in einem Museum der Öffentlichkeit nahe gebracht werden. Dazu bietet die LEG ihre Hilfe an. Ist erst einmal alles unter Dach und Fach - Vereinsgründung, Nutzungskonzept... - will die LEG dem Verein auch später unter die Arme greifen. Und es gibt bereits weitere Vorschläge, die am Tisch des Bürgermeisters Andreas Schiller diskutiert worden. So soll eben nicht nur Lenin stehen bleiben, sondern auch die Straßen und Wege. Die Struktur der gesamten Anlage könnte durch Freiflächen (Wiesen, Bepflanzung) nachvollziehbar bleiben. Und das Kasino könnte einer nachhaltigen Nutzung zugeführt werden.
Plötzlich kommt etwas ins rollen, entsteht Neues, auch wenn gerade im südlichen Teil (Stabsbereich) abgerissen wird. Oder weil gerade drohte, alles zu verschwinden. Eine Mischung aus Museum, Aufklärung, Geschichtserhalt und touristischer Nutzung mit Naturerhalt ist allemal besser, als Ruinen.
Damit dies alles möglich wird kann der Verein Unterstützung von Geschichtsinteressierten, die auch kräftig zupacken können, gebrauchen. Es ist nur der Anfang, also gibt es reichlich zu tun!
Infos: http://www.j-o-ker.de/nohra/, (AA-Tipp: erscheint auch bei flugplatz nohra e.v.)
Von Thomas Gräser

Bildunterschriften:
Lange Zeit erloschen und verwüstet: Aber bald könnte wieder Licht in der alten Kasernenanlage brennen, das Eingangstor einladend geöffnet und vom Stacheldraht befreit sein. Wer hätte wohl diese Entwicklung noch erwartet? AA-Fotos: Th. Gräser
Diese jungen, geschichtsinteressierten Herren gründeten vergangenen Samstag den Verein Flugplatz Nohra. Nun kann Schritt für Schritt die Geschichte der ehemaligen Kasernenanlage und des Fliegerhorstes für die Nachwelt weiter erforscht und dargestellt werden. Foto: privat
Quelle: Allgemeiner Anzeiger vom 30.09.2008 | Tags: Abriss, LEG, Verein2250 Mal gelesen seit 03.03.2013