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Um die Vorherrschaft im thüringischen Luftverkehr Wie weit ist die Frage des thüringischen Hauptflugplatzes gediehen?
PP. Wer an der Geraer Konferenz über den zukünftigen Luftverkehr teilnahm, der wird den Eindruck gehabt haben, daß die Stadt Gera und die interessierten Kreise durchaus den festen Willen und das beste Wollen haben, einen
Großflugplatz zu schaffen. Neben Weimar und Gera erhebt nun in Nordthüringen die dritte Stadt Anspruch auf den Hauptflugplatz Thüringens: Jena. Das Kleeblatt ist beieinander.
Zunächst ist zu bemerken, daß erfreulicherweise Einmütigkeit darüber herrscht, daß ein Großflugplatz für Thüringen vollkommen ausreichend ist, nur die Frage des Wo bereitet eben Kopfschmerzen und wahrscheinlich werden diese durch die sicher zu erwartende
Halsstarrigkeit der einzelnen Städte
nicht behoben werden. Die
finanzielle Frage wird die Flugplatzfrage ausschlaggebend beeinflussen. Weimar hat bereits einen Flugplatz auf dem Webicht, - schade nur, daß er für Passagierflüge gar nicht geeignet ist. Die Firma Junkers hat z. B.
glatt abgelehnt dort ein Flugzeug mit Passagieren landen zu lassen. Die Stadt Weimar müßte einen völlig neuen Flugplatz bei Nohra schaffen, was natürlich beträchtliche Kosten verursachen wird. Jena hat keinen fertigen Flugplatz. Die Wiesen im Süden bei Burgau ließen sich schließlich als solcher verwenden, aber ob hier das Tal bereits so breit ist, daß eine absolut sichere Landung erfolgen kann, muß dahingestellt bleiben. Richtiger wäre es vielleicht, den Flugplatz auf den Höhen des Landgrafen anzulegen.
Gera hat zweifellos Möglichkeiten,
um mit den geringsten Mitteln einen Flugplatz zu bauen, nämlich auf den Tinzern Wiesen im Norden der Stadt.
Es liegt uns ferne, hier irgendeinen parteilichen Standpunkt einzunehmen. Gesagt werden muß aber, daß wohl Jena die geringsten Aussichten hat, der Hauptflugplatz von Thüringen zu werden. Daß es natürlich seinen Flugplatz braucht und bekommen wird, sofern die Stadtväter nicht das nötige Geld verweigern, ist klar.
Nun muß aber eins bedacht werden, daß nach diesen drei Städten mit absoluter Gewißheit noch andere thüringische Städte aufstehen werden, um den Hauptflugplatz Thüringens für sich zu fordern und sicherlich wird dabei auch
jede Stadt ihre besonderen Vorteile
ins rechte Licht rücken. Das sind allerdings, es muß einmal gesagt werden, partikularistische Wünsche, die ein Gedeihen des Luftverkehrs in Thüringen immer unterbinden werden, - es sind luftpolitische Kurzsichtigkeiten! Angenommen nun einmal, Gera bekäme infolge seiner Vorzüge einen Hauptflugplatz; einen sogenannten Flugplatz I. Ordnung. (Ein solcher Flugplatz würde für den thüringischen Luftverkehr nach Ansicht der Fachleute
vollständig ausreichen. Thüringen braucht keinen Flughafen, wie ihn
Erfurt hat, einen Platz mit Unterkunftshallen für die Flugzeuge und womöglich noch einem Empfangsgebäude, einem "Luftbahnhof".) Was würde sich also aus der Tatsache ergeben, daß Gera die Vorherrschaft des Thür. Luftverkehrs bekäme? Daß
Gera niemals die Beherrscherin des gesamten Luftverkehrs
werden würde.
Es ist heute schon klar, daß die Konkurrenz Erfurts nicht zu besiegen ist; denn Erfurt erweitert seinen Flughafen jetzt auf die ansehnliche Größe von 1200 mal 1200 Meter und baut außerdem große Hallen und Empfangsgebäude, alles in allem mit einem Aufwand von ½ Million Mark.
Gera ist zwar, das muß zugegeben werden, die
bedeutendste Stadt Thüringens aber es liegt
nicht zentral genug. um sich einen wirksamen Platz innerhalb des gesamten thüringischen Luftverkehrs verschaffen zu können. Will man also Gera zum Hauptflugplatz in Thüringen machen, so verzichtet man von vornherein auf die Erfassung des gesamten thüringischen Luftverkehrs auf thüringischem Gebiete.
Wir wollen
den Gedanken der Ladessammelschiene
Weimar-Jena-Gera mit Verlängerung einerseits nach Erfurt-Eisenach und andererseits nach Altenburg-Leipzig noch etwas ausspinnen. Diese Landesschiene würde zunächst den einen großen Vorteil haben, daß alle die Städte, die an ihr liegen, vom Standpunkte des Luftverkehrs aus gleichberechtigt sind. An diese Schiene könnten durch Ringlinien die Städte vom südlichen Gebieten herangeführt werden. Auf der anderen Seite des Thüringer Waldes wäre natürlich die
Schaffung einer "südthüringischen Sammelschiene
ebenso erwünscht; man könnte sie Eisenach über Meinigen-Hildburghausen nach Sonneberg führen.
Es ist dringend zu hoffen, daß die Luftverkehrsfragen in Thüringen mit
größter Beschleunigung behandelt werden und daß dabei eine befriedigende Lösung zustande kommt, die jeder Stadt den ihr gebührenden Platz einräumt.
In Anbetracht der großen Ziele, die der Luftverkehr verfolgt, ist es zu wünschen, daß der
leidige Partikularismus beiseite gesetzt wird und thüringische Verkehrspolitik getrieben wird und thüringische Verkehrspolitik getrieben wird, ohne daß örtliche Belange über alles andere gestellt werden.