Verwaschene rote Farbe auf Fahnen aus Beton. Bagger zermahlen Häuser. Einzig Lenin schaut noch siegesbewußt, dabei hat ein Wald die stolze Plastik fast völlig überwuchert. Noch vor 1992 war sie Mittelpunkt von "Ober-Nohra" bei Weimar in Thüringen. Offiziere der ruhmreichen 8. Gardearmee, die Stalingrad befreite, waren hier stationiert, insgesamt rund 5000 Militärangehörige, ihre Familien und Zivilangestellte. Sie lebten mitten in der DDR in autonomen Gebieten, wie in Nohra, mit Wohnhäusern, Restaurants, Kaufhäusern, Sportplätzen und Friedhöfen. Fremdkörper für die DDR-Bürger, mit fremden Gerüchen, Geräuschen und einer gewissen Gefahr. Die Garnisonen waren allerorten "Sapretnaja Sona", überall stand rot auf gelbem Grund: "Verbotene Zone".
Die einstigen "Freunde", wie sie mal ehrlich, mal spöttisch genannt wurden, die Besatzer, die sie für viele immer blieben, die Sieger und Befreier mit den größten Verlusten im II. Weltkrieg - am 21.November 1992 fuhren sie in Güterzügen in Richtung Moskau, in Richtung Heimat. Der kalte Krieg in Europa war zu Ende.
Autorin Anke Deleiter zeigt in "Verbotene Zone" die einstige abgeschottete Garnison in Nohra heute, die ehemaligen Truppenübungsplätze Ohrdruf und Rothenstein bei Jena. Spuren der 47 Jahre währenden Besatzung finden sich in Thüringen immer noch. Unterirdische, intakte Bunker, Munition, die gefunden wird und gesprengt werden muß, Menschen, die kurzlebige Freundschaften schlossen, Bilder der letzten Kampfhubschrauber, die Nohra und das wiedervereinigte Deutschland am 12. August 1992 verließen.
Text: Pressemitteilung MDR